Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin
Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin

Uli Otto
Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin



Sachbuch
978-3-934983-03-8
200 Seiten, Paperback

14,90 €


Leseprobe:

Die Bücher zählen zum einen inzwischen zu den Klassikern der deutschen Indianerliteratur, zum anderen haben die historisch getreuen Werke gerade in heutigen Tagen der vergessenen und schöngeschriebenen Geschichte der USA eine gründlichere Untersuchung und vor allem Würdigung verdient.

Das Buch der beiden Autoren Otto ist Sekundärliteratur mit zweifachem Ziel:
Zum einen erhalten hier Eltern und andere eine überaus wertvolle Handreichung, wenn Sie mit Ihren Kindern über die Welskopf-Henrich Bücher sprechen wollen. Damit ist es auch eine Aufforderung an Eltern, sich mit wertvoller Kinder- und Jugendliteratur auseinanderzusetzen, und Ihren Kindern ein kompetenter Diskussionspartner zu sein.
Zum anderen durchleuchten die Autoren die historischen Hintergründe über den Untergang der nordamerikanischen Prärieindianer. Man erfährt vieles über die Beteiligung deutscher und anderer Einwanderer, die einen großen Teil der amerikanischen Soldaten stellten. Die historisch wichtigen Personen werden vorgestellt. Häuptlinge und Generäle werden vor dem lesenden Auge lebendig, und die Ereignisse um die letzten Kämpfe der Plains-Indianer erhalten einen historisch fundierten Rahmen.

Liselotte Welskopf-Henrich trat aktiv für eine Verbesserung der Lebensbdingungen und die politische und ökonomische Gleichstellung der Indianer ein. Dieses Ziel ist auch 110 Jahre nach den letzten Kämpfen noch nicht erreicht. Nur fundierte Informationen über die Um- und Zustände können eine weitere Verbesserung des indianischen Lebens bewirken.
Dafür schrieben die Autoren.


Nur zu gut kann ich mich noch an jenen Tag irgendwann Anfang der 1960er Jahre erinnern, als mir ein dickes Buch aus dem Besitz meines großen Bruders in die Hände fiel, das den Titel »Die Söhne der Großen Bärin« trug und dessen bunte Umschlagillustration den Wanderzug einer Schar von Indianern in voller Kriegermontur zeigte. Im Vordergrund war ein kühner Krieger abgebildet, der als Zeichen seiner Würde drei Adlerfedern trug, und dessen Name, wie ich dann bei der Lektüre erfuhr, Tokei-ihto (Stein mit Hörnern) lautete.
Es folgten dann Tage unaufhörlichen begierigen Lesens ...



Wollen wir uns vor unserer kleinen Betrachtung wenigstens ganz kurz mit der Rolle "der Deutschen" auseinandersetzen, die ja ebenfalls - mittelbar und unmittelbar - auf das Leben der Ureinwohner Amerikas einwirkten und, gewollt oder ungewollt, an der Vernichtung der Indianer teilhatten. Dabei hat wohl kaum ein anderes Volk - oberflächlich gesehen - ein so inniges und romantisches Verhältnis gerade zu den nordamerikanischen Prärieindianern der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie die Deutschen. Wir brauchen uns dabei nur die Tatsache vor Augen zu führen, daß das "Indianerspielen" beispielsweise mit zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen vieler Jungen in unserem Lande gehört, und daß die indianische Kostümierung in der Faschingszeit wohl von keinem Umzug oder Kostümball wegzudenken ist, wo sich sogar viele Erwachsene als Cowboys und Indianer verkleidet der Öffentlichkeit präsentieren. Western gehören mit zu den beliebtesten Filmen des Genres Abenteuerfilm und sind weder aus den Kinos noch von den bundesdeutschen Bildschirmen wegzudenken. Original-Westernstädte und Indianerlager tragen ihren Teil zu den Milliardenumsätzen in zahlreichen bundesdeutschen Freizeit- und Vergnügungsparks bei. Daneben existieren in Deutschland, einem Land ausgeprägten Vereinslebens, zahllose Cowboy- und Indianerclubs: viele Männer, Frauen und Kinder treffen sich hier mehr oder weniger regelmäßig an den Wochenenden, um - als Indianer und Cowboys verkleidet - dem Mythos eines "freien Lebens im Wilden Westen" nachzueifern, wobei sie zumeist nur über recht mangelhafte Kenntnisse der Geschichte sowie des aktuellen Lebens der Indianer verfügen. ...

... Gerade vor dem Hintergrund ausländerfeindlicher Stimmen und Stimmungen im heutigen Deutschland durch Menschen, die eine "Überfremdung" Mitteleuropas, eine "Durchrassung und Durchmischung" Deutschlands befürchten und den Zuzug ausländischer Flüchtlinge und Asylbewerber in unserem Land vehement ablehnen, sollte man sich immer vor Augen führen, wieviele Deutsche ihrerseits im Lauf der Geschichte andere Länder als Flüchtlinge - sei es als politische oder als Wirtschaftsflüchtlinge - und Einwanderer "heimgesucht" und an der Verfolgung, Unterdrückung, Vernichtung und Ausrottung anderer Völker, auf anderen Kontinenten, auf denen die Europäer eigentlich gar nichts zu suchen gehabt hätten, aktiv teilgehabt haben. Aus dieser Vergangenheit heraus kommt uns Deutschen eigentlich eine ganz besondere Verantwortung und Verpflichtung, ein ganz besonderes Vermächtnis zu, dies nicht zuletzt in einer Zeit, in der Deutschland nach seiner Wiedervereinigung politisch an Gewicht gewonnen hat und zu den führenden Nationen der Erde zählt.





über Uli Otto
Dr. Uli Otto, Kulturwissenschaftler aus Regensburg, freiberuflicher Dozent im Bereich Volkskunde und Kulturwissenschaften an verschiedenen bayerischen Universitäten mit den Schwerpunkten Liedforschung (Volkslied, Historisch-politisches Lied vom 18. bis 20.Jahrhundert, irische und deutsche Folklore) und Erzählforschung (Geschichte der Massenlesestoffe in Deutschland, Moderne Massenlesestoffe), sowie im Bereich der Erwachsenenbildung, Schriftsteller und Musiker.
Mehr erfahren Sie im Internet unter Uli Otto.