Das Leben als Kunst
Das Leben als Kunst

Konrad Färber
Das Leben als Kunst


Belletristik
978-3-934983-76-2
288 Seiten, Hardcover

25,00 €


Leseprobe:

Das Buch ist eine Sammlung sehr persönlicher Geschichten eines Mannes, der Bildung immer mit größtmöglicher Lebensfreude verband. Menschen wie Konrad Färber sind herrliche Orchideen im Gesellschaftsgarten, von denen Gänseblümchen ebenso profitieren, wie die Silberdistel. Deshalb gibt es dieses Buch, um an ein Leben zu erinnern, das an Wissen ebenso reich war, wie an Witz und Seelenwärme.


Der Graf von Rom

Die offiziellen Quellen wispern nur, man hört sie kaum. Der Forscher, der Spuren von Konrad Maria Färber in Rom und im Deutschen Historischen Institut sucht, muss deshalb die Trampelpfade historischer Erkenntnisgewinnung verlassen und andere Wege einschlagen als die üblichen, die über Archive und Bibliotheken führen.

Konrad Maria Färber war vom 1. Juli 1984 bis 31. Dezember 1985 als Stipendiat am Deutschen Historischen Institut in Rom tätig. Er machte sich dort anfangs um die Institutspublikationen verdient, beantwortete Anfragen aus aller Welt, betreute Besucher und recherchierte, bis er ein eigenes Thema fand: Die Entstehung des Großherzogstitels (1565–1576), wobei er sein besonderes Augenmerk auf den Brevensekretär Cesare Glorierio richtete.

Ein packendes Projekt, ein in seinen Ober-, Neben- und Untertönen assoziationsträchtiges Vorhaben und eine seit Jahrhunderten klaffende Forschungslücke, die Färber mit einem Aufsatz in den renommierten „Quellen und Forschungen aus römischen Archiven und Bibliotheken“ (Band 67, 1987) für immer schloss.

Genuiner Forscherdrang verband sich auf das glücklichste mit dem Versuch individueller Selbstfindung, der in einem dem Thema gewidmeten Vortrag ganz unverblümt zum Ausdruck kam. „Wie wurde man Großherzog?“ - so lautete der Titel des Referats, das Färber am 13. März 1985 hielt.

Bei Färber musste man sich um das Befinden der Zuhörer keine Sorgen machen. Er zog sie in seinen Bann und fesselte sie bis zum Schluss. Was er über sein Projekt berichtete, muss im Dunkeln bleiben. Es gibt keinen Mitschnitt, der Inhalt ist auch den Zeitzeugen nicht mehr erinnerlich. Wie er es sagte, dagegen schon: Färber legte das mitgebrachte Manuskript nach wenigen Minuten beiseite, er sprach frei, gestikulierte und würzte seine Erkenntnisse an den richtigen Stellen mit sprechenden Anekdoten, über die sich keiner mehr amüsierte als er selbst. Seit Menschengedenken war im Vortragssaal nicht mehr gelacht worden, jetzt schmunzelte sogar der Direktor.

Die Mehrheit applaudierte, scharten sich um den Referenten und zollten ihm Anerkennung und Respekt. So schien es ihnen, und so war es auch: Färber brachte Leben in die Bude, die vielen aus der Ferne als eine Art Glückshafen erschienen war, der sich nach den ersten persönlichen Erfahrungen rasch als ebenso muffiges wie abweisendes Kloster erwies.

Am Gebäude selbst lag das nicht. Der zweistöckige, luftige Flachbau mit seinen großzügigen Glasfassaden wirkte einladend und war wie geschaffen für einen ungezwungenen Austausch über die Grenzen der Fächer und Disziplinen hinweg. Der riesige Garten bot mit seinen stillen Winkeln, den alten Pinien, den Orangen- und Zitronenhainen und der Blumenpracht noch für den ausdauerndsten Peripatetiker einen idealen Parcours der Kontemplation. Das wissenschaftliche Personal bestand ausschließlich aus Deutschen, die vor Jahren als junge ehrgeizige Forscher nach Rom gekommen und als frustrierte Beamte hängengeblieben waren. Es herrschte Lähmung, die seltenen auswärtigen Besucher hielten den Atem an, um die gespenstische Ruhe nicht zu stören.

Es herrschte Lähmung, die seltenen auswärtigen Besucher hielten den Atem an, um die gespenstische Ruhe nicht zu stören. Färber störte diese stickige Stille. Schon sein morgendlicher Auftritt wirkte wie eine Provokation. Unvergesslich für alle Zeitzeugen, wie er gegen halb zehn Uhr mit seiner Vespa vorfuhr, zum eigenen Vergnügen ein paarmal hupte, rechts und links grüßend in sein Zimmer im ersten Stock einrückte und schon bald darauf in der Küche zu sehen war, wo er genüsslich und geräuschvoll den ersten Kaffee einnahm. Anfangs noch allein, fand sich bald eine Handvoll jüngerer Kolleginnen und Kollegen ein, die wie er unter dem inoffiziellen Schweigegebot litten und sich ein Beispiel an ihm nahmen.

Die von Färber ins Leben gerufenen Runden vitalisierten das Institut, sie dienten der internen Kommunikation, der Fachsimpelei und der Erörterung persönlicher und politischer Krisenlagen, ganz zu schweigen davon, dass sie zu einer Nachrichtenbörse avancierten.





Alle Bücher von Konrad Färber:
Das Leben als Kunst



über Konrad Färber
Konrad Maria Färber

Dr. phil., Verlagsberater und Autor
Geboren 1941 in Innsbruck, Redaktionsvolontariat bei der Mittelbayerischen Zeitung.
1966–74 Journalist in Regensburg, Nürnberg, München und Hamburg.
1975–82 Studium der Neueren und Bayerischen Geschichte sowie der Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
1982 Promotion. 1983–86 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Geschichte Mainz sowie an den Deutschen Historischen Instituten in Paris und Rom.
1987–90 Pressereferent der Stadt Bamberg.
1991 Verlagsleiter des Buchverlags der Mittelbayerischen Zeitung und seit 1992 auch des Universitätsverlags Regensburg.
Seit 1993 Herausgeber des Regensburger Almanachs.
Nach dem Eintritt in den Ruhestand 2006 Verlagsberater des MZ-Buchverlags.